Montag, 12. September 2016

Eine Erlebnisreiche Woche!



Eine Erlebnisreiche Woche!




Die letzten 8 Tage hatte ich kaum Zeit mich zu melden, da meine Woche gut gefüllt war.  Letzten Montag, der fünfte September begann für uns Freiwillige die Arbeit. Allerdings sollten wir nicht direkt in unsere Klassen geschickt werden, sondern begannen unseren Dienst mit einem Gartenprojekt. Gemeinsam bemalten wir die Mauer, bauten zwei Zäune und eine Feuerstelle, die wir jeweils auch bunt bemalten.  Wir frühstückten mit den Kindern und aßen ebenfalls in den Klassen zu Mittag. Für mich war das eine sehr gute Gelegnehit mich langsam auf die bevorstehende Arbeit mit Kindern mit Behinderungen vorzubereiten. Gar nicht so einfach mit Appetit zu essen während um einen herum mehr Essen auf dem Tisch landet als in den Mündern der Kinder, oder wenn ein anderes Kind dir andauernd ins  Essen patschen will. Umso schöner fand ich zu sehen mit wie viel Geduld und Fürsorge die Lehrerinnen mit den Kindern umgehen. Und auch mir wurde sehr viel Geduld entgegengebracht, wenn ich mal wieder nur Bahnhof von dem verstand was mir auf russisch mitgeteilt wurde. Mir wird jedoch auch immer mehr bewusst wie viel Kommunikation auch ohne Sprache funktioniert. Besonders bei den Kindern, die zum großen Teil nicht sprechen können, ist es ein gutes Gefühl zu verstehen was sie gerade brauchen ohne russisch zu sprechen. Es tat mir Donnerstag dann richtig Leid zu wissen, dass ich nun nicht mehr bei ihnen sein werde, da meine eigentliche Aufgabe die Werkoberstufe sein wird, wo ich Jugendlichen in etwa meinem Alter in einer Werkstatt nahe der Schule betreuen werde.

Freitag (der 09.09.) ging es dann endlich zum lang erhofften Issyk-Kul See. Alle Freiwilligen von Nadjeschda und unsere „Betreuerin“ Aidana durften von Freitag bis Montag „Urlaub“ am See machen.  Nachdem wir das wichtigste an Essen auf dem Bazar eingekauft hatten, saßen wir zusammen in der Maschrutka und starrten allesamt gebannt aus dem Fenster, als wir Bischkek verließen. Die hohen Plattenbauten wurden zunehmend von kleineren Häusern mit schiefen Dächern abgelöst. Vorbei an Autowerkstätten, riesigen Schrottplätzen und vermehrt einfach nur Kilometerweiter Steppe ließen wir das Stadtgetümmel hinter uns. Die Natur veränderte sich ständig. Immer näher kamen rechts und links die Berge und igendwann befanden wir uns mitten auf einer kurvigen Straße mitten im Gebirge.  Die Berge sahen dabei aber so unterschiedlich aus, das ich gar nicht aufhören konnte staunend nach rechts und links zu blicken. Jetzt sah man auch öfter eine Jurte am Straßenrand stehen, oder besondere Ofen in denen Mais an die vorbeifahrenden Autos verkauft wurde. Nach ca 4 Stunden Fahrt kamen wir bei dem Kindergarten an, in dem wir für drei Nächte wohnen würden. Wir wollten natürlich sofort zum See, den wir schon kilometerweit auf der Autostrecke sehen konnten. Der See ist so riesig, das ich immer wieder das Gefühl hatte am Meer zu sein.  Baden konnten wir erst am nächsten Tag, was wir auch ausgiebig taten.  Dass das Wasser salzig ist und da man die Berge am anderen Ende des Sees durch die Wolken kaum sieht verstärke dies  mein Gefühl im Meer zu schwimmen. Das Wasser ist total klar und der Blick auf die Berge vom Wasser aus ist einfach nur magisch!

  Den Sonntag ging ich mit einigen anderen von uns  auf eine Wanderung zum Fuße der Berge.  Dort begegneten wir zwei Kirgisen, die enormen Spaß daran hatten uns auf ihre Pferde zu setzen und uns total gestellt positioniert zu fotografieren. Am Ende wollten sie uns kaum mehr gehen lassen.
Und auch abends hatten wir eine durchaus interessante Begegnung mit einer kirgisischen Familie:  Da wir im Kindergarten kaum fließendes Wasser zu Verfügung haben, dachten wir uns es sei eine gute Idee nach der schweißtreibenden Wanderung im See zu duschen. Natürlich mit biologisch abbaubarem Schampoo. Aber das scheinen die Kirgisen nicht zu kennen. Als also ein Mitfreiwilliger von mir sich gerade einschäumte und in den See sprang,  rannte ein durch und durch  zorniger Kirgise ins Wasser und zog den verwirrten Kevin in Badehose unbehutsam aus dem Wasser und hielt ihm eine ziemlich drohende Predigt, dass er gefälligst die öffentliche Dusche benutzen sollte- die wir natürlich nicht endeckt hatten. Als wir uns darauf total eingeschüchtert verdrücken wollten wurden wir von eben demgleichen Mann zu seiner Familie gewunken, wo wir zu Wodka und Gepäck eingeladen wurden. Ich war sprachlos.
Heute war dann jedoch die Krönung dieses wunderschönen, erlebnisreichen Wochenendes. Es ist der sogenannte „Ait“-Feiertag der Moslems, den wir auf dem Land besonders schön erleben konnten. Es ist nämlich Brauch, das man ein diesem Feiertag von Haus zu Haus zieht und bei sieben Häusern zum Tee und Essen bleibt. So zogen wir also los und schlugen uns bereits im ersten Haus den Bauch mit Chai und Borsok“ (frittierten Teigteilchen) voll.  Letztendlich waren wir in 4 Häusern zu Besuch und bekamen so einen spannenden Einblick in die einfachen Wohnungen, und sogar in eine Jurte, die unterschiedlich mit wunderschönen Teppichen verziert waren. Eins hatten sie jedenfalls alle gemeinsam:  die Tische waren randvoll gedeckt und auf jedem freien Fleckchen zwischen den bunten Salaten,Resi, Nudeln  Marmeladen und keksen wurde „Borsok“ gelegt, damit der Tisch auch ja bedeckt war. Am Ende hatten wir alle einen absolut über vollen Bauch und Tee hatten wir auch erstmal genug.  Es wurde uns noch allerhand Essen mit auf den Weg gegeben und wir wurden herzlich mit Umarmung und Küsschen verabschiedet. Was ein wunderschönes kulturelles Erlebnis!  Wie meine Nachbarschaft in Deutschland wohl reagieren würde, wenn ich an Weihnachten einfach an jedem Haus vorbeikommen und Tee und Essen erwarten würde? Unvorstellbar!
Kulurell und Kulinarisch bereichert fuhren wir dann zurück nach Bischkek. Ein seltsames Gefühl nach vier Tagen mitten im Land plötzlich wieder den Stadtsmog in der Nase zu haben..
Morgen geht es dann für uns alle richtig mit der Arbeit los. Ich bin SEHR gespannt was mich erwartet..ihr hört von mir,
Eure Lissa

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