Samstag, 26. August 2017

Fazit: Was ich nicht vermissen werde, und was umso mehr!





Es sind meine aller  letzten Tage hier in Kirgistan. Genauer gesagt die letzten vier Tage. Hinter mir liegt ein ganzes Jahr, weit weg von Deutschland. Ich habe das Land lieben gelernt. Aber auch meine Kämpfe, meine Wut und mein Unverständnis für einige Dinge werden ein Teil von meiner Beziehung zu diesem Land bleiben. Ich möchte heute mein ganz persönliches Fazit zu meinem Kirgistan abgeben-dem Kirgistan, wie ICH es selbst erlebt habe während meiner 12 Monate hier.

Teil 1 Was ich nicht vermissen werde

Da wären zum Beispiel „Kleinigkeiten“, die mir auf lange Zeit ein bisschen  auf die Nerven gehen. Das Essen zum Beispiel. Definitiv das Hauptnahrungsmittel Nummer 1 ist Fleisch, richtig schön fettig. Generell wird alles gerne mit viel Fett gekocht.  Es ist wohl kein Arbeitstag vergangen, an dem ich mir beim Mittagessen nicht irgendwelche lästigen Kommentare anhören musste, die sich auf meinen Fleischverzicht bezogen.  Allerdings möchte ich nicht außer Acht lassen, dass das Fleisch wohl in den seltensten Fällen aus Gefrierschränken in Supermärkten kam.

Desweiteren ärgerte ich mich hier immer wieder über den Umgang mit der Natur. Auf dem Basar, wie auf dem Supermarkt, alles wird in je mindestens zwei Plastiktüten eingepackt.  Besonders schockierend für mich war jedoch, was ich in einem Naturschutzgebiet erlebte. Die Autos fuhren zu dem darin liegenden Gebirgsee auf 2000 meter Höhe, direkt bis zum Seeufer. Dort war schon allerhand Müll, Kippen und Wodkaflaschen vorzufinden, sowie Lokale Touristen, die dort laut grölend eine Party veranstalteten.

Ein anderer Punkt, mit dem ich auf Dauer zu kämpfen hatte, sind gewisse Höflichkeitsrituale. Wenn ich beispielsweise jemanden frage: „Hast du Hunger, möchtest du was essen?“ Wird die 1. Antwort mit aller Wahrscheinlichkeit  „Nein, danke“ sein. Als Deutsche verstehe ich : nein heißt nein. Als Kirgisische Gastgeberin müsste ich allerdings verstehen „Ja klar habe ich Hunger, aber du musst mir das schon noch dreimal anbieten, bis ich es letztendlich annehmen werde.“
Ich will damit nicht sagen, dass die Gastfreundschaft  geheuchelt war, nein. Definitiv habe ich oft die Begegnung mit warmherzigen Gastgebern erlebt, die mir vollkommen authentisch liebevoll und warmherzig  vorkamen. Viele andere Male jedoch, konnte ich wahrnehmen, dass die Einladung zum Tee einen anderen Beweggrund hat, sozusagen ein rein gesellschaftlicher Zwang. So entstanden Situationen, in denen alle Beteiligten sich vollkommen verstellten und sich gegenseitig etwas vorspielten. Und das verrückte daran ist, dass wahrscheinlich alle Beteiligten wissen, dass man sich gegenseitig etwas vorspielt. Ja, für mich wirkten einige Teeeinladungen wie ein Theaterstück, bei dem man den gleichen Text abspult, den man schon hundertmal erzählt hat. Manchmal konnte ich daran großen Gefallen finden. Besonders als meine russisch Kenntnisse besser wurden und ich langsam die „Regeln“ verstand. Ich wurde gut darin, den Leuten Honig um den Mund zu schmieren, und umgekehrt geschmeichelt zu werden. Aber gerade in den letzten Monaten und Wochen hat mich das oft auch viele Nerven und Energie gekostet. Ich sehne mich nach mehr Ehrlichkeit, und zu wissen woran man wirklich ist. Sagen zu können was man wirklich will und fühlt und danach, dass ein „nein“ ein nein und ein „ja“ ein ja ist. Ob das in Deutschland tatsächlich so ist, weiß ich nicht, aber ich habe zumindest das Gefühl, dass es so ist.

Mein definitiv größtes Problem jedoch war die hierarchische Ordnung, die den Arbeitsalltag sowie das gesellschaftliche Leben prägen. Vor allem meine ich damit die Unterordnung der Frau gegenüber dem Mann, aber auch die hohe Stellung der Älteren. Diese Strukturen habe ich in erster Linie durch Beobachtung und Gespräche kennen gelernt, aber vor allem bei der Arbeit auch selbst erfahren  müssen.  Dieses Thema macht mich jetzt selbst beim Schreiben noch so wütend, dass es mir schwer fällt, die richtigen Worte zu finden.  Oft wurde ich so wütend auf diejenigen  Männer, die sich von den sowieso schon überarbeiteten Frauen bedienen lassen, die über und mit Frauen redeten, dass ich einfach nicht mehr meinen Mund halten konnte.
 So gut wie jede Frau mit der ich ins tiefere Gespräch kam, konnte mir eine ähnliche schreckliche Geschichte über die Beziehung mit der Schwiegermutter erzählen.  So erzählten mir einige Frauen, wie sie kurz nach der Hochzeit in das Familienhaus des Mannes einzogen, jeden Morgen vor 5 Uhr aufstehen mussten und als letzte zu Bett gingen –die Dienerin des Hauses, oft auch bei der Hochzeit selbst.
Es sind nur wenige Beispiele der Rollenverteilung  von vielen vielen vielen Dingen, bei denen sich alles in mir wehrt, es zu akzeptieren oder zu respektieren, geschweige denn es zu verstehen.
Eines hatten alle gemeinsam: Ich hatte das Gefühl, dass die Frauen selbst auch wütend waren, wenn sie mit mir redeten. Es war als könnten sie endlich mal der Ungerechtigkeit ein Sprachrohr geben. Und wenn das Gespräch zu Ende war, gingen sie in die Küche und kochten Tee für die Männer und lachten über seine Witze, die auf ihre Kosten gingen.
Das brachte mich immer mehr in Verzweiflung und Unverständnis. Klar kann sich nichts an der Situation verändern, wenn nur geredet, aber wenig gehandelt wird. Ich weiß, mit diesem Satz muss ich sehr vorsichtig sein, denn ich bin mir bewusst welchen gesellschaftlichen Druck man auf die Frauen und Männer ausübt, wie man BEIDEN GESCHLECHTERN schon in die Wiege legt, welche Rolle sie einzunehmen haben. Und das ist letztendlich immer das Fazit der Gespräche: Die Veränderung beginnt in der Erziehung. Ich bin sehr gespannt wie sich diese Strukturen mit den nächsten Generationen verändern werden- oder nicht.

Teil 2: Was ich vermissen werde

Wo fange ich an?

Da wäre die wunderschöne Natur! Besonders die letzten  sechs Wochen hatte ich ausgiebig Zeit in die Vielfältigkeit des Landes einzutauchen und seine unglaubliche Schönheit zu erkunden. Zu wandern, zu baden, wild zu campen und in natürlichen heißen Quellen mit 50° zu baden.  Ich werde die wunderschönen Berge und die Seen sehr vermissen. Ich habe tatsächlich Reiten gelernt! Das Gefühl umgeben von Bergen und unendlich weiter Ebene auf dem Pferd zu sitzen, ist einfach nur befreiend.



Da wäre Bischkek, eine Stadt, die laut und unglaublich luftverpestet ist, da es mehr Autos als Einwohner gibt. (Und die Autos schon so alt sind, dass ich gar nicht wissen will was da hinten alles raus kommt….). Trotz der schlechten Luft, der hupenden Autos, habe ich Bischkek zu lieben gelernt. Die Stadt ist in ihrer Hässlichkeit für mich ästhetisch geworden. Und vor allem unglaublich praktisch für den Alltag. Es gibt vielleicht keine süße Fußgängerzone geschweige denn eine Altstadt mit schönen Gebäuden, aber nach einer Weile findet man „ seine persönlichen Lieblingsplätze“,  wie Parks und nette Restaurants oder Cafés.




Da wären die öffentlichen und privaten Verkehrsmittel. Wie sehr ich die Maschrutkas vermissen werde! Die Kleinbusse mit denen ich für umgerechnet 12 cent vom einen Stadtende zum anderen komme. Auch gibt es „Fernmaschrutkas“ und „Sammeltaxi“, die es ermöglichen super günstig durchs ganze Land zu fahren. Das Reisen ist so unfassbar einfach, weil in Kirgistan quasi jeder der ein Auto hat ein potenzieller Taxi Fahrer ist. Selten fahren hier Autos leer auf lange Strecken. Da könnte sich Deutschland mal ein bisschen was abschauen, auch was die Buspreise angeht!

Da wären die Menschen. Ich habe egal wo ich mich im Land befunden habe, eine unglaubliche Hilfsbereitschaft erfahren dürfen.  Ob es darum geht eine Straße zu finden oder einen schönen Platz um das Zelt aufzuschlagen, egal wen ich gefragt habe, mir wurde immer geholfen.
Auch von meinen Kolleginnen habe ich immer wieder viel Unterstützung erfahren dürfen.
Generell hatte ich das Gefühl, dass sich die Menschen gegenseitig mehr unterstützen. Stand bei einem Familienmitglied einer Mitarbeiterin eine teure Operation an, legte das Kollegium zusammen.

Da wären die Feste. Wenn jemand weiß wie man oft und viel feiert, dann die Kirgisen. Die Tische sind voll gedeckt, so dass kein Fleckchen der hier üblichen Wachstischdecken mehr zu sehen ist. Eine mir sehr stark in Erinnerung gebliebene Feier war „das Betriebsfest“, kurz vor dem Jahreswechsel ,von dem ich in einem früheren Blogeintrag berichtete. Alle machten sich für den Abend schick und zogen schöne Kleider an.  Es wurde gegessen, getrunken gelacht. Es gab sogar ein Programm witzigen  Tanz- und Spieleinlagen. Es war für mich ein besonderer Abend, weil ich so überrascht wie hemmungslos alle miteinander tanzten, auch mit uns Freiwilligen. Das manchmal auf der Arbeit angespannte Klima, war völlig verflogen. Alle waren entspannt und keiner stand alleine am Rand. Auch auf anderen Feiern war ich beeindruckt wie gerne und viel getanzt und gesungen  wird.


Da wäre die allgemeine Unkompliziertheit, die für mich ein ganzes Stück mehr Freiheit bedeutete. Das ist wohl eines der Dinge die ich vor meiner Rückkehr am meisten fürchte. Die Bürokratie und das Verkomplizieren, was ich in Deutschland schon so oft erlebt habe. Als Beispiel könnte man hier viele Dinge nennen. Zum Beispiel auf der Arbeit: Dort hatte ich im Prinzip alle Freiheit Projekte zu starten und durchzusetzen. Ich konnte alle meine Ideen einbringen und durchführen ohne auf große Widerstände zu treffen. Im Gegenteil, ich machte immer die Erfahrung, dass meine Kolleginnen begeistert von Vorschlägen waren, mir vertrauten, dass ich weiß was ich tue. Aber auch im Alltagsleben war alles unkomplizierter als ich es von Deutschland kannte. Erst kürzlich mussten wir einige wirklich notwendige Reparaturen in unserem Bad durchführen lassen, da mitten in der Nacht der Duschhahn „explodiert“ ist. Als wir beim Bezahlen unserer Miete ansprachen, dass wir Reparaturen im Rahmen von 100 Dollar durchgeführt hatten, war unsere Vermieterin so unkompliziert und entspannt, dass wir 100 Dollar weniger Miete zahlen mussten- ganz ohne Belege oder Quittungen. Es sind wieder nur kleine, persönliche Beispiele, mit denen ich euch meine Wahrnehmungen einleuchtend vermitteln möchte.

Was ich jedoch mit Sicherheit am meisten vermissen werde sind meine Freunde, die ich hier gefunden habe. Vor allem auch meine SchülerInnen habe ich so fest in mein Herz geschlossen. Menschen, die ich jeden Tag gesehen habe, denen ich so viel erzählt, und von denen ich so viel erzählt bekommen habe. Der Gedanke sie für unbestimmte Zeit zu verlassen tut mir weh. Wenn ich an meine ersten Tage in Kirgistan und auf der Arbeit zurück denke, dann weiß ich, dass ich mir nicht im Traum ausgemalt hatte, was für tolle Begegnungen ich machen würde und wie eng meine Bindung zu meinen SchülerInnen sein würde. Oft habe ich in meinen Einträgen  eine Schülerin erwähnt, die im gleichen Alter ist wie ich. Sie hat dieses Jahr einen ganz normalen Schulabschluss geschafft und wird ab September aufs College gehen, damit sie danach studieren kann- vielleicht in Deutschland. Ich bin so stolz auf sie, es erfüllt mich mit so viel Bewunderung, was sie alles geleistet hat, wie erfolgreich sie auf der ganzen Welt mit ihrer Tanzgruppe auftritt! Ich freue mich so sehr darauf euch von all diesen besonderen Menschen, die letztendlich mein Jahr in Kirgistan so kostbar und schön gemacht haben, bald persönlich zu erzählen.

ANMERKUNG ZUM SCHLUSS:
Alles was ich hier geschildert habe, sind meine ganz persönlichen Wahrnehmungen und Eindrücke über das Land. Es ist nichts allgemein Gültiges. Es war mir nur wichtig kurz vor Schluss zu reflektieren, was ich wirklich vermissen werde, und bei was ich vielleicht froh bin, es erst mal hinter mir zu lassen. Ich hoffe ihr habt mich richtig verstanden, dass ich mich hier trotz meinen „Kämpfen mit der Kultur“ sehr wohl fühle und Kirgistan eine zweite Heimat für mich geworden ist.
Ich freue mich auf das Neue was auf mich in Deutschland wartet.
Ich bin gespannt was der neue, kommende Lebensabschnitt zu bieten hat, bin gespannt euch wieder zu sehen und freue mich auf euch.'


Bis in wenigen Tagen,

Eure Lissa



Sonntag, 30. Juli 2017

Aus Zeiten des Abschieds und des Rollenwechsels


Hallo ihr Lieben,

Lange habe ich nichts von mir hören lassen. Das liegt daran, dass die letzten zwei Monate sehr „intensiv“ waren, vor allem emotional.

Wenn ich zurück in den Juni blicke, sehe ich mich, wie ich den letzten Arbeitsmonat mit den Kindern bei Ümüt-Nadjeschda jeden Tag genieße. Ende Juni war dann die offizielle  Verabschiedungsfeier. Ich überreichte allen meinen Kindern und meinen Kolleginnen ein kleines Geschenk. Ich selbst durfte an diesem Tag sehr viel Wertschätzung und Anerkennung meiner Arbeit erfahren, was mir sehr gut getan hat.
Der Abschied war jedoch kein wirklicher Abschied. Denn in der darauffolgenden  Woche fuhren wir mit meiner Klasse auf Klassenfahrt an den Issyk-Kul See. Dort hatte ich eine richtig schöne Zeit, in der ich mit den Kindern und meinen beiden Kolleginnen noch einmal enger zusammengewachsen bin. Der ganze Ausflug fühlte sich an wie ein Familienurlaub, denn die ganze Zeit herrschte ein sehr familiäres Klima. Wir haben viel gelacht, geredet, gespielt und vor allem viel gebadet.  Am letzten Abend am See, machten wir einen Abschiedskreis und ich realisierte, dass nun WIRKLICH der Abschied von den Kindern eingetroffen war, schien er beim Abschiedsfest doch noch so weit entfernt.  Ich kann euch gar nicht sagen wie sehr ich diese Kinder LIEBE! Sie sind in diesem Jahr meine Geschwister geworden.


Nach der wunderschönen Woche am Issyk- Kul blieb noch eine Woche, die ich bei Ümüt-Nadjeschda zu arbeiten hatte. Ohne Kinder. Dafür mit Eimer, Farbe und Putzlappen! Eine Woche lang reinigten meine Kolleginnen und ich unsere Klassenräume aufs gründlichste. Strichen alle Wände und den Boden- was bei einer Hitze von 37 Grad wirklich anstrengend werden konnte.
Und dann kam er, der 14. Juli. Mein aller letzter Tag als Freiwillige bei Ümüt-Nadjeschda.
Als ich meine Tasche von der Garderobe nahm zum letzten Mal in den Garten und die Werkstatt lief, konnte ich meine Tränchen nicht mehr zurück halten.  Sofort schossen mir all die Bilder in den Kopf. Der erste Tag. Mein erster Eindruck der Kinder. Mein erster Unterricht. Meine immer enger wachsende Freundschaft zu den Schülerinnen. Emotional ziemlich aufgelöst ging ich mit meinen Kolleginnen nach Arbeitsschluss auf den Abschluss der Renovierung und meinen letzten Arbeitstag anstoßen. Dabei wurden ebenfalls allerhand Geschichten aus dem vergangenen Jahr ausgepackt. Schließlich kamen wir immer wieder zum gleichen Schluss: Wir drei waren ein sehr gutes Team und darüber hinaus Freundinnen geworden.

Der Tag danach war verwirrend und ich fühlte mich sehr leer. Meine Rolle als Freiwillige war beendet. Nun würde ich als „normale Touristin“ das Land bereisen.
Zusammen mit Abdullah reiste ich nun die letzten zwei Juli Wochen in den Süden Kirgistans. Es war schon ein seltsames Gefühl plötzlich Touristin zu sein. Ich spürte auch wie unsicher ich mich außerhalb Bischkeks fühle. Vorallem da in den Dörfern und vorallem im Süden so gut wie kein russisch gesprochen wird und meine Kirgisisch Kenntnisse enttäuschend mau sind. Die Einheimischen sahen in mir eine gewöhnliche Touristin, eine von vielen die kommen und gehen und ich sträubte mich anfangs stark gegen diese Rolle.

Auf jeden Fall war die Reise unglaublich schön und ich habe viele Geschichten und Anekdoten zu erzählen.Da ich allerdings schon bald die Gelegenheit haben werde euch davon persönlich zu erzählen, belasse ich es erst mal bei ein paar bildlichen Eindrücken.
Auf dem Weg von Bischkek nach Toktogul durch das Tien Shan Gebirge


Am Naryn Fluss, kurz vor Tash Komur: Dort fanden wir einen wunderschönes Plätzchen für unser Zelt. Die zweite Nacht dort schlief ich unter den Sternen


Sary Chelek: Ein Naturschutzgebiet mit 6 Gebirgseen und vielen Local Touristen, die leider ein anderes Verhältnis zur Natur zu haben scheinen..

Am Nachmittag wenn alle Touristen wieder verschwinden...
..wird der Ort fast schon magisch und unglaublich schön!

1. Tat nach dem Aufstehen: Baden!

Die zwei Nächte dort im Zelt waren jedoch nicht sehr erholsam. Es war so still und so dunkel, dass jedes Knacksen und Rascheln Angst einflößte. Dazu sei gesagt: Es gibt dort Wölfe, Bären und Schlangen


Nach einer ewig langen und heißen Busfahrt mit allerhand Reifenpannen erreichten wir Osch. Nach 8 Tagen so gut wie ohne Zivilisation war es ganz angenehm mal wieder zu duschen und in einem Bett, ohne Angst vor wilden Tieren zu schlafen. Allerdings ist Osch unerträglich heiß...

...deshalb ging es bald weiter nach Arslanbob. Das Dorf der Walnusswälder kannte ich schon aus meinem Trip im April. Diesmal: Grün statt weiß!


Nun bin ich mit Magenproblemen zurück in Bischkek.
In wenigen Tagen kommt mich dann meine Schwester mit ihrem Freund besuchen. Ich freue mich sehr darauf ihr das Land zu zeigen, in dem ich ein Jahr zu Hause war und wahrscheinlich immer ein bisschen zu Hause sein werde!
Der Artikel ist eher kurz und wahrscheinlich sehr emotional geworden.  Es sind gerade aufregende Wochen, verwirrende und doch so schöne Zeiten, die mich emotional nicht kalt lassen.
Ich freue mich euch bald persönlich erzählen zu können und danke euch fürs lesen :-)

Beste Grüße

Eure Lissa!

Sonntag, 4. Juni 2017

Wenn der Ball ein totes Schaf ist.



So vielseitig der Mai war, so vielseitig war auch das Wetter.  Während ich Anfang Mai über den 1. Mai Feiertag optimistisch gegenüber des Wetters zum campen in eines der wenigen eingerichteten Klettergebiete fuhr, wurden wir gegen Nachmittag mit ziemlich frostigen Temperaturen, Regen und nachts tatsächlich Schnee überrascht. Ich habe in meinem Leben noch nie so gefroren wie in dieser Nacht. Als ich in der fast schlaflosen Nacht aus dem Zelt blickte, war alles weiß…  Dennoch war es ein sehr schöner Ausflug und ein super Klettergebiet mit schönen Routen.









Wenige Tage später in Bischkek: bei über 30 Grad schmelzen wir in Bischkek dahin. Der eiskalte Campingausflug ist gefühlt Monate her. Es ist der 9. Mai. DER Feiertag für postsowjetische  Länder. Der „ Tag des Sieges“ (auf russisch: День Победы [djen Pobedi]  )über Deutschland. Das Ende des zweiten Weltkrieges. Bereits in der Woche davor, sah man überall Autos mit Aufklebern geschmückt auf denen übersetzt stand „Opa, ich bin stolz auf dich!“  Am 9. Mai selbst war einiges in Bischkek los. Die großen Plätze waren voll mit kitschiger und Sowjetischer Dekoration für Familienfotos mit Männern in UdssR Uniformen und der Kalaschnikow unterm Arm.



Auch im „Hippodrome“, DEM kirgisischen „Sportplatz“ für normadisch traditionelle  Reiterspiele gab es an diesem Tag einiges zu sehen. Bereits an den Toren zu der „open Air Reiterarena“  hatte ich das Gefühl vor den Toren eines deutschen Fußballstadions an einem Samstagnachmittag Spiel zu stehen. Fast ausschließlich Männer waren zu sehen, die pöbelnd versuchten die letzten Tickets zu ergattern. Wir, mit dem Touristenbonus schafften es trotz Ausverkauf noch Tickets zu ergattern. Im Stadion drinnen kam ich aus dem Staunen nicht mehr raus. So viele Zuschauer (die Frauenquote betrag ca. 0,2%) die pfiffen und aufsprangen wie bei einem Aufstiegsspiel in der Westkurve auf dem Betzenberg.
Nur ,dass es sich bei der ganzen Sache nicht um ein Fußballspiel mit einem Ball und zwei eckigen Toren handelte. Statt in Fußballschuhen über Rollrasen zu rennen, ritten die Mitspieler auf Pferden in gewaltigem Tempo über das  Feld. Statt eckigen Toren gibt es 2 Runde Plattformen, statt dem Ball spielt man mit dem Kopflosen Körper eines vorher getötetem Schafes. Das Ziel ist es das Schaf auf die gegnerische Plattform zu bringen. Die Siegermannschaft darf das Schaaf abends essen.  Die Zweikämpfe sahen oft nach Mord und Totschlag aus -für Reiter und Pferd. Rund um das Stadion wurden kalte Getränke und Sonnenblumenkerne, sowie Sonnenhüte gegen die knallende Hitze verkauft. Nicht, dass ich ohnehin damit überfordert war all diese Eindrücke aufzunehmen und zu sortieren, kam auch noch ein kirgisisches Kamerateam auf mich zu. (Am nächsten Tag sprachen mich dann meine Kolleginnen auf meinen super unvorbereiteten, auf schlechtem russisch hingenuschelten Fernsehbeitrag an…)




Komisch..die Polizisten hatten irgendwie immer die beste Sicht..........

Wer die Frau unter ihnen findet bekommt einen Preis!



Als Deutsche an diesem Feiertag unterwegs zu sein, war kein Problem. Im Gegenteil. Deutschland ist hier eines der beliebtesten Länder. Jeder Kirgise, jede Kirgisin, die ich treffe kann mir etwas zu Deutschland sagen, kennt ein paar in der Schule gelernte deutsche Wörter, war für ein Au pair Jahr selbst in Deutschland oder träumt in naher Zukunft nach Deutschland zu gehen. Jeder zweite fragt mich ob ich Deutschunterricht für die eigenen Kinder geben kann. Deutschland- das Paradies. Deutschland- der Ort an dem es allen gut geht. Deutschland- der große Traum?! Für mich wirft das immer wieder Fragen auf.  In Deutschland hatte ich nie das Gefühl, in DEM Paradies zu leben..


Seit ziemlich genau 9 Monaten arbeite ich nun bei Ümüt-Nadjeshda. Und in 1,5 Monaten fangen die großen Ferien an. Das heißt auf der Arbeit herrscht für mich bereits Abschiedsstimmung. Es ist ein seltsames Gefühl. Gerade letzte Woche war das große Sommerfest „последний звонок“ [posledniy zvonok] heißt „Das letzte Klingeln“, mit dem das offizielle Schuljahr beendet wurde. Die nächsten 1,5 Monate kommen diejenigen Kinder, die noch nicht in den Ferien sind, ausschließlich zum sogenannten „Lager“ (vergleichbar mit Ferienspielen oder Sommercamp). Wir werden viele Ausflüge machen, Spiele spielen und eine Woche auf Klassenfahrt an den Issyk-Kul See fahren.


Desweiteren möchte ich stolz von unserem vorgestrigen Projekt erzählen: Die „Social Disco“, ein Projekt, das wir Freiwilligen von Ümüt-Nadjeshda vollkommen selbstständig organisiert und sehr erfolgreich durchgeführt haben.
Die Social Disco soll ein Event sein, das unseren Betreuten einen schönen Partyabend mit anderen Menschen ermöglicht. Da fast alle unserer Betreuten das ganze Jahr niemanden anderes als sich gegenseitig und die Betreuer vor Gesicht bekommen, so gut wie nie ihre Häuser oder Wohngruppen verlassen können, haben wir uns überlegt die Party einfach zu ihnen zu holen. 3 Wochenlang machten wir Reklame bis zum Abwinken. In allen sozialen Netzwerken teilten wir unsere Veranstaltung und luden unserer mittlerweile gewachsenen Freundes- und Bekanntenkreis ein. Auch andere Einrichtungen mit Menschen mit Behinderung kamen zu unserer Feier.
Wir organisierten alles selbst. Von der Finanzierung bis zum Programm. Produzierten eigene alkoholfreie Getränke und Snacks. Der Partyort war der große Saal des Korzcak Zentrums, den wir mit den Betreuten gemeinsam dekorierten.
Der Abend verlief super! Es kamen mehr Leute als erwartet um mit unseren Betreuten zu feiern. Es gab ein super Programm, mit von uns angeleiteten Spielen und Tänzen. Auch einige unserer Gäste trugen spontan tolle Showeinlagen zu unserem Programm bei. Natürlich trat auch unsere bereits berühmte Schultanzgruppe Tumar auf, die trotz Rollstühlen atemberaubende Break Dance Shows hinlegen und mittlerweile weltweit unterwegs sind.









Der ganze Abend erfüllte mich mit Freude und ein bisschen Stolz. Es war für mich ein  kleines Finale, zumindest was meine Rolle als Freiwillige angeht. Es zeigte mir, was wir alles bewegen können und wie viele Kontakte und Netzwerke wir in der Stadt schon haben. Viele Gäste und vor allem auch Betreute dankten uns freudestrahlend für diesen gelungenen Abend. Wir hoffen das ganze zum einem laufenden Event zu machen, das wir an die nächste Freiwilligengeneration (tatsächlich kommen doch ein paar wenige) weitergeben zu können.

Nächste Woche werde ich einige Tage im Kindergarten aushelfen, was sicher nochmal eine richtig stressige und anstrengende Aufgabe sein wird.  Danach wird der Arbeitsalltag langsam aber sicher bis zum 15. Juli auslaufen. Und dann? Dann habe ich 1,5 Monate Zeit zu reisen, meine Schwester und ihr Freund werden mich besuchen, und ich am 30. August soll dann alles vorbei sein? Der Gedanke treibt mich die letzten Wochen öfter in Gefühlsausbrüche und Schrecken und manchmal aber auch Vorfreude. Diese Widersprüche unter einen Hut zu bekommen ist sehr schwer für mich.

Ich danke euch fürs lesen, euer Interesse und eure Unterstützung, die ich auf verschiedenste Weise immer wieder erfahren darf! DANKE und bis bald

Eure Lissa!

Mittwoch, 26. April 2017

Besuch meiner Eltern: Ein mal Kirgistan im Schnelldurchlauf


Salam ihr Lieben!


Ich weiß nicht wie es euch gerade so geht, aber hier scheinen die Uhren schneller zu ticken als ich es erwartet hätte. Vielleicht liegt es auch daran, dass mein Aufenthalt hier begrenzt ist und ich die Beobachtung der Zeit deshalb so unglaublich faszinierend finde. Vor kurzem habe ich mich noch durch die vereisten Schneestraßen gekämpft und jetzt bricht hier ein Frühling ein, den man in Deutschland Sommer nennt!
 Man könnte sagen je länger ich hier bin desto schneller vergeht eine Woche. Ein Monat. Deshalb verlängern sich die Abstände meiner Blogeintrage..

Wie einige von euch wissen werden, waren meine Eltern 12 Tage zu Besuch.  Am Morgen des 2. Aprils stand ich also um 5 Uhr am Flughafen „Manas“ um sie nach über  7 Monaten wieder zu sehen, ihnen mein Leben hier zu zeigen und mit ihnen für 8 Tage durch das Land zu reisen.

Der erste Tag in Bischkek mit meinen Eltern - und ich schleife sie gleich mal auf den Osch-Basar, durch die halbe Stadt, und in mein Lieblingscafé sowie mein Lieblingsrestaurant. Wenn ich daran denke wie viele Eindrücke und vor allem Gegensätze ich den Beiden an ihrem ersten Tag schon zugemutet habe, ziehe ich den Hut vor ihnen. Aber da mein erster Tag auch ein erbarmungsloses „In die Stadt hineingeworfen und sofort los legen müssen“ war, glaube ich, dass sie sich dafür gut vorstellen konnten wie es mir am ersten Tag erging.

Am nächsten Tag musste ich arbeiten, so dass sie die Gelegenheit hatten, sich das ganze mal auf eigene Faust anzusehen. Am Abend hörte ich mir gespannt ihre Eindrücke an. Eine super-moderne Shopping-Mall, ganz im Stile des Westens,  inmitten der sonst eher heruntergekommen sowjetischen Gebäude, ist wohl einer der stärksten Kontraste, der den beiden in Erinnerung an die Stadt  bleiben wird. Am Tag darauf kamen sie mich auf meiner Arbeitsstelle besuchen. Es war für mich sehr wichtig, zu zeigen wie und wo und mit wem ich jeden Tag 7 Stunden arbeite. Außerdem hatten meine Eltern allerhand nützliche Geschenke für meine Klasse dabei. Neben einem Sonnensegel für Draußenunterricht im Frühling und Sommer, einer Hängematte, Lernmaterialien waren auch alte Dinge aus meiner Kindheit dabei, wie zb eine Schaukel.


Ich führte meine Eltern durch die ganze Schule, stellte ihnen alle Kolleginnen und Kollegen vor. Die Reaktion war immer ziemlich exakt die gleiche: похожа на Маму, да? ваша дочка очень хорошая девочка, она очень много помогает… !“  (übersetzten könnte man das so: Du kommst ja total nach der Mama, nicht wahr? Eure Tochter ist ein sehr gutes Mädchen, sie hilft uns wirklich viel…..)
Ich glaube meine Eltern waren ein bisschen erstaunt, dass ich mittlerweile tatsächlich auf russisch sprechen, verstehen und für sie übersetzen kann.

Am nächsten Morgen in aller Frühe brachen wir zu unserem- zugegebenermaßen geführten- Trip auf. Sultan, ein Kirgise der über das Incoming-Programm der Freunde der Erziehungskunst R.S. einen Freiwilligen Dienst in Deutschland gemacht hat, war mir durch meine Einrichtung schon bekannt. Ein super netter Kirgise und oft „deutscher“ als wir, dem es gelang uns in so kurzer Zeit zu vielen wundervollen Orten zu fahren.

Hier unsere Reise:

Tag eins und zwei: Arslanbob

Den ersten Tag haben wir im Auto verbracht. Einmal vom Norden Kirgistans in den Südwesten- nah an der Grenze zu Usbekistan . Während der Fahrt fuhren wir durch gigantische Schneefelder! Weit und breit nichts außer Schnee, fuhren wir Berge rauf und runter. Wer es noch nicht gehört hat: Ich habe das große Glück den Jahrhundertwinter erwischt zu haben. Normalerweise wäre nämlich unser erster Zielort, Arslanbob, im April schon ein grünes Paradies. Für uns hieß es dann eher weiß und kalt. Umso wärmer wurde uns als wir in unserem Gasthaus , das wie alle Häuser unserer Reise von einer Familie geführt wurde, ankamen. Dort wurden wir lecker mit Lagman bekocht. Maschrur, der Gastvater gesellte sich nach dem Essen zu uns. So erfuhren wir einiges über Arslanbob und seine Hintergründe. Zum Beispiel, dass der usbekische Anteil deutlich höher liegt als der kirgisische. Dies spürten wir sehr deutlich als wir am nächsten Tag durch die Stadt liefen. Frauen waren ausschließlich mit Kopftüchern auf der Straße und schauten den Männern nicht in die Augen. Auch waren Frauen nur mit Frauen unterwegs und Männer  nur mit Männer. Der Islam ist dort viel präsenter als im Norden. Der Ort scheint allerdings auch schon an Touristen gewöhnt zu sein, und immer wieder grüßten uns einige Schulkinder mit einem  neugierigen, englischen „Hello!“
Ich hatte mich sehr auf Arslanbob, das für seine Walnuss Wälder bekannt ist gefreut und war dann erstmal ein bisschen frustriert, dass uns der Schnee dem Wandern einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte.

Maschrur unser Gastvater
Das erste Kamel, das ich in Kirgistan gesehen habe!
Walnusswälder im Schnee..

Neugierige Schulkinder auf dem Weg durch Arslanbob
Autofahrt durch unendliche Schneefelder

Tag 3: Kyzyl-Oi

Kyzyl-Oi (befindet sich in der Landesmitte) ist kirgisisch und heißt so viel wie rote Kule. Und wenn man sich in dem Dorf befindet trifft es das auf den Punkt. Rund herum befinden sich rote (oder eben weiße!) Berge. Die Fahrt dorthin führte uns durch steile Schluchten, auf wie immer holprigen „Straßen“.
Wieder einmal erwartete uns ein kirgischisches Festmahl! Die Unterkunft war mehr als sympathisch- wenn auch aufgrund des Stromausfalls ziemlich kalt. Aber das Abendessen im Kerzenschein passte perfekt in die Atmopshäre.
Strom oder nicht - der Tisch immer Randvoll!




Tag 4 und 5 Koschkor

Am nächsten Tag spazierten wir durch das Dorf Kyzyl-Oi und machten uns durch atemberaubende rote Felslandschaften und stets umringt vom Ala-Too Gebirge, auf zum nächsten Ziel.
Inmitten des kleinen Dörfchens Kyzyl-Oi...deutsche Werbung auf deutschen Autos, daran habe ich mich schon längst gewöhnt.


Nach der Ankunft in Kosckor, dass sich westlich vom Issyk-Kul befindet, waren wir erstmal alle platt und freuten uns mal wieder duschen und ein bisschen entspannen zu können.
Der nächste Tag war dafür umso ereignisreicher. Wir mieteten ein Pferd und ritten zu einer Schäferfamilie, die außerhalb des Dorfes wohnt. Ende April werden sie mit all ihren Tieren noch ein ganzes Stück höher in die Berge ziehen und in ihrer Jurte leben. Nachdem wir mit Ihnen den obligatorischen Tee getrunken hatten, liehen sie uns ihren Esel aus, so dass wir mit Pferd und Esel einige Stunden in den Bergen unterwegs waren. Das war für mich ein ziemlich besonderes Erlebnis. Auf dem Pferd oder Esel zu sitzen, dabei durch die schöne Berglandschaft zu reiten und einfach nur zu staunen und die Sonne  zu genießen, war für mich definitiv ein großes Highlight. Ich wollte das Pferd gar nicht mehr her geben und bin jetzt drauf und dran reiten zu lernen. Das ist eines der letzten Dinge die ich von mir erwartet hätte.



Am Abend fuhren wir in eine alte Salzgrotte, die ehemals zum Salzabbau genutzt wurde. Jetzt stellt sie ein Sanatorium für Lungenkranke da. Die Vorstellung, dass die Patienten 10 Nächte in der muffigen feuchten und staubigen Höhle schlafen würden war für mich etwas seltsam.


Tag 6 Fahrt nach Karakol über magische Orte.


Auf der Fahrt nach Karakol, östlich des Issyk-Kuls machten wir Stops an atemberaubenden Orten.
Skazka =Fary Tale canyons: der Name spricht für sich.
 Hier ein paar Bilder zu diesem magischen Ort.





Barskon und „Little Tibet“. Der geheim Tipp Sultans und ein Platz, den wir ohne ihn und sein Auto  nicht erreicht hätten.  In ziemlich dünner Luft liefen wir die letzten eineinhalb Stunden zu dem für jeden von uns höchsten Punkt von 4028Metern. Das Gefühl und die Aussicht war gigantisch- und zumindest den letzten Abschnitt hatten wir auf eigenen Füßen erreicht.





Mir ist immer noch ein Rätsel wie die Kühe und pferde in dieser Höhe, bei diesem Schnee Gras finden  wollen..

Am Abend kamen wir in Karakol an. Wir überglücklich von den Natureindrücken und Sultan überglücklich , dass sein Auto diese extreme Höhe durchgestanden hatte. So stoßen wir alle erstmal mit einem Bier an, auf das wir uns schon die ganze Reise gefreut haben. Das Gasthaus in Karakol, der touristischen Stadt, die euch von meinem Januarbericht bekannt sein dürfte, war vergleichweise ziemlich luxuriös. Plötzlich waren Wifi, ein richtiges Bad und sogar Fernseher da. Das meiste hatte ich nicht im geringsten vermisst (außer dem Bad vielleicht..)

Tag 7: Wanderung bei den 7 Bullen.

Schon seltsam denselben Ort mit meinen Eltern aufzusuchen, an dem ich schon einige Monate vorher wandern war. Doch diesmal ohne Schnee, sah alles ziemlich anders aus und wir wählten auch  eine ganz andere Wanderung.


Anschließend besuchten wir den Karakoler Basar, die orthodoxe Kirche und tranken genialen Kaffe.
Dies war der letzte Abschnitt der Reise. Am nächsten Morgen schon machten wir uns morgens auf den Weg um entlang des Issyk-Kuls zurück nach Bischkek zu fahren. Auf den letzten Kilometern machte das Auto langsam schlapp, so dass ich wirklich froh war, dass wir die ganze Reise bis zurück nach Bischkek ohne größere Probleme geschafft hatten.

Schade war nur das drei Reiseziele kurzfristig gekänzelt wurden, da einige Bergpässe wegen Lawinengefahr geschlossen waren. Allerdings weiß ich auch nicht wie wir weitere Punkte hätten unterbringen können. Denn ich hätte sowieso gerne an jedem Ort deutlich mehr Zeit zum wandern verbracht.

Ich freue mich jetzt umso mehr auf den Sommer und meine langen Ferien, in denen ich einige der Orte (und andere) zum wandern und zelten nochmal aufsuchen werde.

Nachdem Abschied meiner Eltern am Flughafen wurde ich ziemlich schnell wieder zurück in den Alltag geworfen. So dass, der Besuch von Ihnen manchmal ganz unreal in meiner Erinnerung ist. So schnell sie kamen so schnell waren sie auch schon wieder weg…


Zu allerletzt ein kleiner Aufruf an alle jungen Leser*innen, die ein Jahr mal was ganz anderes machen wollen:  Bis jetzt gibt es noch keine nachrückenden Freiwilligen in Ümüt-Nadjeschda. Derzeit sind wir sieben Freiwillige! Die Vorstellung, dass ab September kein Freiwilliger in Ümüt arbeitet macht mich sehr betroffen. Die Freiwilligen sind eine sehr wichtige und große Hilfe hier (ich hoffe das klingt jetzt nicht überheblich). Wir jungen Leute mit weniger Erfahrung haben oft nochmal eine viel engere, freundschaftliche und vertrautere Beziehung mit den Kindern und Jugendlichen. Ich kann diese Freiweilligen Dienststelle nur empfehlen. Wer interessiert ist kann sich sehr gerne an mich wenden und ich gebe sehr gerne Auskunft!

Bis dahin alles Gute, bleibt am Ball
Eure Lissa