Sonntag, 30. Juli 2017

Aus Zeiten des Abschieds und des Rollenwechsels


Hallo ihr Lieben,

Lange habe ich nichts von mir hören lassen. Das liegt daran, dass die letzten zwei Monate sehr „intensiv“ waren, vor allem emotional.

Wenn ich zurück in den Juni blicke, sehe ich mich, wie ich den letzten Arbeitsmonat mit den Kindern bei Ümüt-Nadjeschda jeden Tag genieße. Ende Juni war dann die offizielle  Verabschiedungsfeier. Ich überreichte allen meinen Kindern und meinen Kolleginnen ein kleines Geschenk. Ich selbst durfte an diesem Tag sehr viel Wertschätzung und Anerkennung meiner Arbeit erfahren, was mir sehr gut getan hat.
Der Abschied war jedoch kein wirklicher Abschied. Denn in der darauffolgenden  Woche fuhren wir mit meiner Klasse auf Klassenfahrt an den Issyk-Kul See. Dort hatte ich eine richtig schöne Zeit, in der ich mit den Kindern und meinen beiden Kolleginnen noch einmal enger zusammengewachsen bin. Der ganze Ausflug fühlte sich an wie ein Familienurlaub, denn die ganze Zeit herrschte ein sehr familiäres Klima. Wir haben viel gelacht, geredet, gespielt und vor allem viel gebadet.  Am letzten Abend am See, machten wir einen Abschiedskreis und ich realisierte, dass nun WIRKLICH der Abschied von den Kindern eingetroffen war, schien er beim Abschiedsfest doch noch so weit entfernt.  Ich kann euch gar nicht sagen wie sehr ich diese Kinder LIEBE! Sie sind in diesem Jahr meine Geschwister geworden.


Nach der wunderschönen Woche am Issyk- Kul blieb noch eine Woche, die ich bei Ümüt-Nadjeschda zu arbeiten hatte. Ohne Kinder. Dafür mit Eimer, Farbe und Putzlappen! Eine Woche lang reinigten meine Kolleginnen und ich unsere Klassenräume aufs gründlichste. Strichen alle Wände und den Boden- was bei einer Hitze von 37 Grad wirklich anstrengend werden konnte.
Und dann kam er, der 14. Juli. Mein aller letzter Tag als Freiwillige bei Ümüt-Nadjeschda.
Als ich meine Tasche von der Garderobe nahm zum letzten Mal in den Garten und die Werkstatt lief, konnte ich meine Tränchen nicht mehr zurück halten.  Sofort schossen mir all die Bilder in den Kopf. Der erste Tag. Mein erster Eindruck der Kinder. Mein erster Unterricht. Meine immer enger wachsende Freundschaft zu den Schülerinnen. Emotional ziemlich aufgelöst ging ich mit meinen Kolleginnen nach Arbeitsschluss auf den Abschluss der Renovierung und meinen letzten Arbeitstag anstoßen. Dabei wurden ebenfalls allerhand Geschichten aus dem vergangenen Jahr ausgepackt. Schließlich kamen wir immer wieder zum gleichen Schluss: Wir drei waren ein sehr gutes Team und darüber hinaus Freundinnen geworden.

Der Tag danach war verwirrend und ich fühlte mich sehr leer. Meine Rolle als Freiwillige war beendet. Nun würde ich als „normale Touristin“ das Land bereisen.
Zusammen mit Abdullah reiste ich nun die letzten zwei Juli Wochen in den Süden Kirgistans. Es war schon ein seltsames Gefühl plötzlich Touristin zu sein. Ich spürte auch wie unsicher ich mich außerhalb Bischkeks fühle. Vorallem da in den Dörfern und vorallem im Süden so gut wie kein russisch gesprochen wird und meine Kirgisisch Kenntnisse enttäuschend mau sind. Die Einheimischen sahen in mir eine gewöhnliche Touristin, eine von vielen die kommen und gehen und ich sträubte mich anfangs stark gegen diese Rolle.

Auf jeden Fall war die Reise unglaublich schön und ich habe viele Geschichten und Anekdoten zu erzählen.Da ich allerdings schon bald die Gelegenheit haben werde euch davon persönlich zu erzählen, belasse ich es erst mal bei ein paar bildlichen Eindrücken.
Auf dem Weg von Bischkek nach Toktogul durch das Tien Shan Gebirge


Am Naryn Fluss, kurz vor Tash Komur: Dort fanden wir einen wunderschönes Plätzchen für unser Zelt. Die zweite Nacht dort schlief ich unter den Sternen


Sary Chelek: Ein Naturschutzgebiet mit 6 Gebirgseen und vielen Local Touristen, die leider ein anderes Verhältnis zur Natur zu haben scheinen..

Am Nachmittag wenn alle Touristen wieder verschwinden...
..wird der Ort fast schon magisch und unglaublich schön!

1. Tat nach dem Aufstehen: Baden!

Die zwei Nächte dort im Zelt waren jedoch nicht sehr erholsam. Es war so still und so dunkel, dass jedes Knacksen und Rascheln Angst einflößte. Dazu sei gesagt: Es gibt dort Wölfe, Bären und Schlangen


Nach einer ewig langen und heißen Busfahrt mit allerhand Reifenpannen erreichten wir Osch. Nach 8 Tagen so gut wie ohne Zivilisation war es ganz angenehm mal wieder zu duschen und in einem Bett, ohne Angst vor wilden Tieren zu schlafen. Allerdings ist Osch unerträglich heiß...

...deshalb ging es bald weiter nach Arslanbob. Das Dorf der Walnusswälder kannte ich schon aus meinem Trip im April. Diesmal: Grün statt weiß!


Nun bin ich mit Magenproblemen zurück in Bischkek.
In wenigen Tagen kommt mich dann meine Schwester mit ihrem Freund besuchen. Ich freue mich sehr darauf ihr das Land zu zeigen, in dem ich ein Jahr zu Hause war und wahrscheinlich immer ein bisschen zu Hause sein werde!
Der Artikel ist eher kurz und wahrscheinlich sehr emotional geworden.  Es sind gerade aufregende Wochen, verwirrende und doch so schöne Zeiten, die mich emotional nicht kalt lassen.
Ich freue mich euch bald persönlich erzählen zu können und danke euch fürs lesen :-)

Beste Grüße

Eure Lissa!

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